Die Zahl der Atomwaffen weltweit könnte nach Jahrzehnten des Rückgangs erstmals seit Ende des Kalten Krieges wieder steigen. Dies geht aus dem aktuellen Bericht des Stockholmer Friedensforschungsinstituts (SIPRI) hervor. Demnach haben neun atomwaffenbesitzende Staaten im Jahr 2024 ihre Bestände durch Modernisierungsprogramme und Einführung neuer Waffentechnologien intensiv ausgebaut.
SIPRI-Experte Hans M. Kristensen betont, dass die Ära der Reduzierung von Atomwaffenarsenalen offenbar zu Ende geht. Stattdessen zeichne sich ein deutlicher Trend zu einem Ausbau der Nukleararsenale sowie einer Verschärfung der Rhetorik und einem Rückzug von Abrüstungsvereinbarungen ab. Besonders die Vereinigten Staaten und Russland, die gemeinsam rund 90 Prozent aller Atomwaffen besitzen, führen umfangreiche Modernisierungen durch, die künftig zu einer Vergrößerung ihrer Arsenale führen könnten. Nach dem Auslaufen des New-START-Vertrags im Februar 2026 wird mit einem Anstieg der strategisch einsatzbereiten Sprengköpfe gerechnet.
China verzeichnet mit aktuell mindestens 600 Sprengköpfen den schnellsten Zuwachs und baut seine interkontinentalen ballistischen Raketen (ICBM) erheblich aus. Experten prognostizieren, dass China bis zum Ende des Jahrzehnts eine ähnliche ICBM-Kapazität wie Russland oder die USA erreichen könnte. Auch Indien, Pakistan und Nordkorea erweitern ihre Nuklearfähigkeiten kontinuierlich. Nordkorea wird zunehmend als unmittelbare Bedrohung angesehen, da das Land seine taktischen Atomwaffen vorantreibt.
Israel, das offiziell keinen Atomwaffenbesitz bestätigt, modernisiert ebenfalls seinen vermutlich bestehenden Nukleararsenal. SIPRI berichtet zudem über weitere militärische Entwicklungen und globale Sicherheitstrends, die im Kontext der atomaren Aufrüstung stehen.
Diese Entwicklungen markieren einen besorgniserregenden Wendepunkt in der globalen Sicherheitslage und könnten neue Herausforderungen für internationale Abrüstungsbemühungen bedeuten.